Medizin-Geschichten

Die Heilpflanze des Monats März 2014
Kurioses, Bizarres, Interessantes

Folge 23: Gänseblümchen (Bellis perennis)

Die Wiesen sind wieder voller Gänseblümchen. Diese schlichten, auch Maßliebchen oder Tausendschön genannten Blumen, blühen fast das ganze Jahr. Deshalb ist der Art-Name „perennis“, ausdauernd.  Der übliche deutsche Name ist wohl dadurch entstanden, dass die Blume auf den Weideplätzen der Gänse zu finden ist. Das Gänseblümchen ist in Europa und Asien heimisch und inzwischen auch in Nordamerika und Neuseeland zu finden.

In der nordischen Mythologe war das Gänseblümchen Freya, der Göttin des Frühlings und der Fruchtbarkeit, geweiht. Das wurde in christlichen Zeiten natürlich umgedeutet: Seither soll das Gänseblümchen aus Tränen der Jungfrau Maria entsprossen sein, die sie auf der Flucht nach Ägypten vergossen hat. Aus dieser Legende leitet sich ein weiterer Name der Pflanze ab: Marienblume.

Im Mittelalter war Bellis ein beliebtes Heilmittel. Später galt das Gänseblümchen in Deutschland aber als schädlich und gefährlich. Der Grund: Es wurde als Abtreibungsmittel verwendet. Die Abneigung gegen das Gänseblümchen ging so weit, dass 1793 verordnet wurde, die Pflanze in Deutschland ganz und gar auszurotten. Ein kurzer Blick auf Wiesen und Wegränder genügt, um sich davon zu überzeugen, dass das nicht geklappt hat.

Das Gänseblümchen als einer der ersten Frühlingsboten hat auch etwas Magisches. Es hieß, wer die ersten drei Gänseblümchen im Frühjahr esse, der werde das ganze Jahr lang weder Zahnschmerzen, noch Augenbeschwerden oder Fieber haben. Und wer am Johannistag, also am 24. Juni, mittags zwischen 12 und 1 Uhr Gänseblümchen pflückt, sie trocknet und die dann immer bei sich trägt, dem geht keine wichtige Arbeit schief. Und als Orakelblume ist das Gänseblümchen ja noch immer beliebt: „liebt mich, liebt mich nicht, liebt mich…“

In vielen Regionen waren (und sind noch immer) junge Gänseblümchen-Blätter Bestandteil der „Neunkräutersuppe“. Nach einem langen Winter geben frische Kräuter, die endlich wieder zu finden sind, Kraft und Vitamine. Aber sie sollten auch vor Hexerei und Krankheiten schützen. Kräuter galten als besonders wirkungsvoller Schutz, wenn sie in ungerader Zahl eingesetzt wurden: meist 7 oder 9. Deshalb wurden neun verschiedene Kräuter für die kräftigende Frühlingssuppe gesammelt. Welche das waren, war von Region zu Region etwas unterschiedlich. Darunter waren zum Beispiel Bachbunge, Bibernelle, Brunnenkresse, Fetthenne, Lauch, Löwenzahn, Brennnessel, Sauerklee, Wegwarte – und eben Gänseblümchenblätter. Man konnte die frischen Kräuter auch zum Neunkräuterbad bereiten, das Zauber und Unheil wegspülen sollte. Auch ein Neunkräutersegen ist bekannt.

Vieles erinnert noch heute an diese Sitte der neun Kräuter: So soll das Wort „Gründonnerstag“ auf die grüne Kräutersuppe zurückgehen, denn sie wurde früher am Donnerstag vor Ostern gegessen. Die Frankfurter Grüne Soße, die aus Borretsch, Kerbel, Kresse, Petersilie, Pimpinelle, Sauerampfer und Schnittlauch besteht, soll ihren Ursprung in dieser Tradition haben. Und auch in einer beliebten Redewendung hat sich das erhalten: „Ach, du grüne Neune!“

Die Neunkräutersuppe wird übrigens noch heute gekocht – schließlich geben frische Kräuter wirklich viel Kraft und neue Energie.

Quellen:
u.a.  Gerhard Madaus: „Bioheilmittel“ und Marianne Beuchert: „Symbolik der Pflanzen“

Ursula Armstrong | Redaktion | Sperberweg 2 | D-82152 Krailling | Telefon: +49 (0) 163 / 313 21 10 | e-mail: mail@uschi-armstrong.de | www.redaktion-armstrong.de

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Jeder kennt es, jeder mag es: das Gänseblümchen. Die schlichte Wiesenblume hat es aber auch zu echtem Ruhm gebracht: Der französische König Ludwig IX, also Ludwig der Heilige (1214-1270) nahm das Gänseblümchen zusammen mit der Lilie in sein Wappen auf.. 

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